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Konzert in Schweich: Hochkarätige Musik in
entspannter Atmosphäre
Schweich · 140 Besucher kamen zum Neujahrskonzert des Novalis-Bläserquintetts in die Alte Synagoge nach Schweich.
(volksfreund vom 14.01.2024 )
Von Christina Bents
Es ging beim Neujahrskonzert des Vereins Kultur in Schweich, zu dem das Bläserquintett Novalis eingeladen war, in einigen Stücken um
die Liebe. Da waren beispielsweise die Sommernächte oder „Les nuits d’été“, die Hector Berlioz zu Texten von Theophile Gautier schrieb.
Darin geht es um den Beginn der schwärmerischen Verliebtheit bis hin zum Tod des Geliebten. Ähnlich ist es in „The Shepherd’s Song“,
bei dem ein Schäfer auf seine Liebste wartet oder dem sanften „Sunset“, bei dem Beethoven weiche Impressionen eines
Sonnenuntergangs im schottischen Ettrick-Tal musikalisch umgesetzt hat.
Temperamentvoll, lebendig und tänzerisch ging es in der zweiten Hälfte zu, als die bulgarischen Skizzen von Iwan Iwanow auf dem
Programm standen. Das Thema wurde in den verschiedenen Instrumentenstimmen weitergegeben. So entstand ein
abwechslungsreicher Klang, besonders im zweiten und vierten Satz. Anspruchsvoll war es zudem, denn es wurden unter anderem
ungerade Taktarten miteinander verbunden. Das war aber kein Problem für die Musiker auf der Bühne – Michael Klink am Horn, Annette
Rohland am Fagott, Gertrud Pazen an der Querflöte, Barbara Görgen-Mahler an der Oboe und Ulrich Junk an der Klarinette. Sie spielten
die Stücke leicht und erreichten die Zuhörer. Die wippten teilweise mit den Füßen, waren sehr aufmerksam, lobten sowohl in der Pause
als auch nach dem Konzert die musikalische Qualität des Abends und sparten nicht mit Applaus. Neben dem Novalis-Quintett stand
Mezzosopranistin Tabea Mahler im Mittelpunkt des Abends. Sie sang zart, klar und ausdrucksvoll, sodass es den Besuchern leicht
gemacht wurde, ihr durch die Stücke zu folgen und die Musik in ihrer Bandbreite zu erleben.
Unterhaltsam war auch die Moderation: Michael Klink berichtete von verschiedenen Neujahrsbräuchen, etwa aus Litauen, Bulgarien
oder Schottland. In Bulgarien gehen Kinder mit einer geflochtenen Rute aus Zweigen der Kornelkirsche, der „Surwatschka“, durch den Ort. Durch
die leichten Schläge mit dieser Rute sollen die Eigenschaften der Pflanze, die als zäh und widerstandsfähig gilt, auf die Menschen übergehen. In Schottland
soll der Erste, der im neuen Jahr über die Türschwelle tritt, Whisky dabeihaben, ein Stück Kohle und Shortbread, ein Mürbeteiggebäck.
Bei der vom Publikum nachdrücklich gewünschten Zugabe gab es nach Beethoven wieder Beethoven, diesmal mit einem sehr
humorvollen Stück, dem „Flohlied“ nach Goethe.
Sie überzeugten als Novalis-Bläserquintett:
Gertrud Pazen an der Querflöte, Barbara Görgen-Mahler
an der Oboe, Michael Klink am Horn, Annette Rohland
am Fagott und Ulrich Junk an der Klarinette (von links).
Fotos dieser Seite: Bents, Christina (Volksfreund)
Tabea Caspari, Mezzosopran
Rezensionen:
Klänge wie auf dem Silbertablett
Konz. Farben- und ideenreich: Das Novalis Bläserquintett begeistert im Kloster Konz-Karthaus.
Die Stadt an Saar und Mosel hat Glück mit ihren Musik-Matineen. Vor gut zwei Wochen hatte das UBI-Trio die Besucher im Festsaal Karthaus
begeistert. Jetzt kam das Novalis-Bläserquintett ins ehemalige Kloster und bestach vor rund 60 Besuchern mit einem ideenreichen Programm und
ausgefeilten Interpretationen. Flötistin Gertrud Pazen, Barbara Mahler-Görgen, Oboe, Ulrich Junk, Klarinette, Annette Rohland, Fagott, und Hornist
Michael Klink – sie hatten für den ersten Teil des Konzerts in die Archive gegriffen und Musik von erstaunlich hoher Qualität entdeckt.
Gabriel Pierné, Paul Taffanel, Adolphe Deslandres und die Komponistin Hedwige Chrétien wurden geboren zwischen 1840 und 1863. Sie kamen
gemeinsam aus einer Generation und waren von derselben Idee beseelt: dem grassierenden Wagner-Kult einen anderen, einen französischen Stil
gegenüberzustellen, heiter, südländisch beschwingt, frei von Verbissenheit und Akademismus und geprägt von sanfter Lyrik.
Die Kompositionen, die das Bläserquintett unter den kulturhistorischen Begriff der „Belle Époque“ zusammenfasst, glänzen mit einem
erstaunlichen Stimmungsreichtum. Es war die Musik jener friedlichen Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die gerade in Frankreich eine Zeit
ausgeprägter Kreativität war. Für solche Kompositionen ist die Bläserbesetzung ideal. Die fehlende Beweglichkeit gegenüber einem Streicher-
Ensemble gleichen die Bläser aus durch einen enormen Reichtum an Klangfarben. Zudem modellieren die Novalis-Interpreten die Strukturen der
Musik heraus, heben führende und begleitende Stimmen voneinander ab und geben dem Gesamtklang eine beeindruckende Transparenz mit.
Nichts bei diesem Ensemble klingt dumpf, massiv, lautstark, gewaltsam. Im sonnenhellen Festsaal kultiviert es eine ansteckende Leichtigkeit. Man
hört und staunt. Mit einem Quintett von Antonin Reicha (1770-1832) bewegten sich die Novalis-Bläser dann in unmittelbarer Nähe zur Wiener
Klassik. Und überzeugten auch auf diesem Feld.
Sie beherrschen die charakteristisch klassische Balance zwischen Einfallsreichtum und formaler Ordnung perfekt. Und im Finale mit seinen heiklen
Einwürfen präsentieren sie die zahlreichen Schönheiten dieser Musik wie auf dem Silbertablett. Reicha, obwohl Leiter des Pariser Konservatoriums
und trotz seiner böhmischen Herkunft einer der angesehensten Musiker Frankreichs, zählt heute nicht mehr zu den ganz großen Komponisten. Da
überrascht, wie sicher und einfallsreich er komponierte. Auch in der zweiten Reihe wurde um 1800 exzellente Musik geschrieben.
Martin Möller, Trierischer Volksfreund vom 08. November 2018
Das Novalis-Bläserquintett (von links): Barbara Görgen-Mahler, Oboe, Michael Klink, Horn, Gertrud Pazen, Flöte, Annette Rohland, Fagott
und Ulrich Junk an der Klarinette. Foto: TV / Martin Möller